"Wir müssen jetzt viel weniger schreiben"

14.01.2020

Dreieinhalb Jahre dauerte das Projekt zur Einführung des „Strukturmodells zur Reduktion der Pflegedokumentation“. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich ein bundesweit einheitliches Modell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation, das fachlich und juristisch belastbar ist. Korrekt angewendet, hält es auch den Prüfinstanzen, wie dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen, stand.
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben mussten die Pflegekräfte für jede Patientin und jeden Patienten bisher eine immer umfangreichere Pflegedokumentation vorhalten, bei der zahlreiche Checklisten ausgefüllt und auch Selbstverständlichkeiten beschrieben wurden. Das verbrauchte viel Zeit, die bei der Pflege der Patienten fehlte und die Pflegekräfte belastete.  
Darum entschied sich die Ökumenische Sozialstation Ludwigshafen für die Einführung der reduzierten Pflegedokumentation in der eigenen Einrichtung.  
Ein Team im Norden der Stadt wagte den Anfang. Nach Schulungen in Theorie und Praxis wurden alle Patientenmappen nacheinander umgestellt. Doch es reichte nicht aus, einzelne Formulare auszutauschen. Denn vieles von dem, was bisher jahrelang als „richtig“ eingeübt war, musste komplett neu gedacht werden. Galt vorher „nur was dokumentiert ist, wurde auch gemacht“, so wird heute nur noch das dokumentiert, was tatsächlich sinnvoll ist. So werden nun keine Selbstverständlichkeiten mehr aufgeschrieben, sondern nur noch Abweichungen von der zuvor geplanten Pflege und Besonderheiten.
Viele Formulare konnten dadurch abgeschafft werden. Die Patientenmappen sind  nun deutlich dünner und übersichtlicher geworden. Wichtige Informationen fallen jetzt sofort ins Auge – zum Wohle der Patienten.
Schnell sprach sich herum, dass das Test-Team nie wieder zur bisherigen Dokumentation zurückkehren wollte. Nach und nach wurden fünf weitere Teams der ambulanten Pflege und das Team der Tagespflege SENTA erfolgreich auf die verschlankte Pflegedokumentation umgestellt.
Das Projektteam nahm sich bewusst sehr viel Zeit für die Schulung und individuelle Begleitung der einzelnen Pflegekräfte, was durch die Geschäftsführung, Frau Sabine Pfirrmann, voll unterstützt wurde. „Das ist ein Projekt, das richtig Spaß gemacht hat, weil es in die richtige Richtung geht!“, so Frau Gabriele Spenner-Schlupeck, die Qualitätsmanagement-Beauftragte der Sozialstation, welche das Projekt leitete. Auch die Pflegekräfte sind zufrieden: „wir müssen jetzt viel weniger schreiben“.